Konzertkritik VON BARBARA EICHENLAUB in:
Die Rheinpfalz, Kultur Regional vom 24.05.2025
Einen wunderbaren musikalischen Genuss bot am Sonntag das Trio Tommy Baldu, Daniel Stelter und Fola Dada bei seinem zweiten „Wohnzimmer-Konzert“ im Ziegeleimuseum von Jockgrim. Ausrichter des zweiten Konzerts mit dem Titel „Sound of Silence“ war erneut die Chorgemeinschaft Jockgrim.
„Wir wollen mit dem heutigen Abend ein bisschen Kultur ins Dorf bringen“, erklärte Andreas Mauritz, Sprecher des Vereins, eingangs. Und Tommy Baldu, der in Jockgrim lebt und ein national und international gefragter Schlagzeuger ist, ergänzte: „Meine Freunde und ich wollen heute Abend die Seele wärmen!“, was schon beim Blick auf das Thermometer und unterstützt durch den passenden Beat, ein Leichtes werden durfte.
Eröffnet wurde das erste von zwei Sets des hochkarätigen Trios mit dem neuen Song „Pavillon“ von Daniel Stelter. Der virtuos spielende und experimentierfreudige Gitarrist stieg an der akustischen Gitarre ganz zart in das Stück ein. Tommy Baldu unterstrich die Melodie, die wie ein sanfter Sommerwind anmutete, mit zurückhaltend eingesetzten Besen und verhaltenem Beat.
Beinahe ironisch, mit einer fein dosierten rhythmischen Brise Schalk erklang „Water City“, ebenfalls noch im Duo. Dann endlich betrat die charismatische Jazz-Sängerin Fola Dada die Bühne und verzauberte schon bei den ersten Takten des souligen „Earth“ das Publikum mit ihrer Stimme. Die Stuttgarterin hat einen unglaublich großen Stimmumfang, beherrscht tiefe Töne genauso perfekt wie hohe Stimmlagen, was sie besonders bei einem ihrer Lieblingssongs, dem kraftvollen und mitreißenden „My Heart“, intensiv bewies. „I can’t help you“ erinnerte entfernt an die Band The Manhattan Transfer und den Sound ihrer Platte „Brasil“.
Einfach herrlich, wenn Dada in Scat-Gesang verfiel, Stelter genial auf der Gitarre begleitete und Baldu beinahe schlafwandlerisch das Ganze mit seinem zurückhaltenden, präzise gesetzten Schlagwerk abrundete. Alle drei räumten sich gegenseitig viel Raum für intensive, wohl dosierte Soli ein, die vom begeisterten Publikum gerne mit spontanem Applaus belohnt wurden.
So richtig tief, mit viel Power, lieferte Daniel Stelter ein Solo bei „Shape“, bei dem plötzlich keine E-Gitarre mehr erklang, sondern der Klang einer Geige zu hören war, hervorgelockt durch den genialen Gitarristen und seine Lust am Entwickeln neuer Spiel- und Wiedergabe-Techniken.
Da sich das Trio nicht auf einen Musikstil festlegt, gestaltete sich das Konzert extrem abwechslungsreich, Füße und Oberkörper der Zuhörer wippten zu reinem Jazz, zu Blues und Bossa Nova oder zu Reggae. „Kissing my Love“ von Bill Withers war wie geschaffen für das Trio, denn alle drei konnten den Groove, das Swingen und Vibrieren, den unentrinnbaren Move so richtig ausspielen- und singen. Einfach toll.
Einen Hauch von musikalisch gefüllter Stille legten die drei Musiker mit ihren ruhigen Balladen und melancholisch nachdenklichen Stücken über den Saal. Den „Mama-Song“, geschrieben von Fola Dada, sagte die Sängerin ausführlich an, denn er habe große Bedeutung für die Band und habe über Zeiten der Trauer und des Verlustes hinweg geholfen. Beim Hören der sentimentalen Melodie stellte sich sicher manch einer die Frage, was wohl jenseits des Lebens kommen werde.
Richtig ausleben am Schlagwerk konnte sich Tommy Baldu bei „Drumfeature“. Stelter legte an der Gitarre eine beinahe liebliche, an Barockthemen erinnernde Melodie vor, die Baldu mit seinem wilden, fordernden Schlagwerk regelrecht unterbrach, in seinem Solo sein außergewöhnliches Können zeigte, um am Ende mit der Gitarre das Stück zusammen auslaufen zu lassen.
Mit Standing Ovations bedankte sich das Publikum, das noch viel zahlreicher hätte kommen können, bei den drei sympathischen und herausragenden Künstlern für diesen rhythmisch heißen und Schweiß treibenden Abend.